Kennst Du das Gefühl im Bett zu liegen und kein Auge zuzukriegen, weil Dein Kopf einfach nicht still sein will? Oder nachts plötzlich hochzufahren, um zu merken, dass Du völlig gestresst bist? Wie kann es sein, dass Stress stärker ist als unser Schlafbedürfnis? Wenn Du häufig mit Lampenfieber oder anderem Bühnenstress zu tun hast, ist dir das Phänomen möglicherweise gar nicht so fremd. Doch um gut performen zu können, müssen wir ausgeruht und ausgeschlafen sein.
Mit der dreiteiligen Reihe „Lampenfieber und Schlafprobleme“ möchte ich Dir Deine Nächte wieder etwas angenehmer machen, damit Du vor Deinem großen Auftritt wieder gut schlafen kannst. In Teil eins geht es um den Zusammenhang zwischen Stress und Schlafproblemen.
Kopf und Körper im Gleichgewicht
Experten sagen, damit Schlafen funktioniert, müssen Kopf und Körper zusammenarbeiten. Und erst, wenn dieses Gleichgewicht da ist, fühlen wir uns morgens stark und ausgeruht. Wenn der Stress unseren Geist überfordert, zieht das auch den Körper in Mitleidenschaft. Du kannst Dir unser Schlafregulationssystem im Kopf wie eine Wippe vorstellen. Auf der einen Seite steht die Wachheit und auf der anderen Seite die Schläfrigkeit. Hast Du gut geschlafen, wachst Du mit einem hohen Grad an Wachheit und einem niedrigen Grad an Schläfrigkeit auf. Im Laufe des Tages wächst die Schläfrigkeit an und die Wachheit nimmt ab, bis der Körper dann irgendwann von allein bereit ist einzuschlafen. So weit so gut. Leider läuft es nicht immer so.
Warum uns der Stress wach hält
Vielen Menschen geht es aber so, dass der Stress des Tages an ihnen zu nagen beginnt, sobald sie das Licht ausschalten. Geldsorgen, Ärger bei der Arbeit, Beziehungsprobleme. Die Sorgen häufen sich an, erhöhen unsere Wachheit und halten die Schläfrigkeit davon ab, die Wippe auf ihre Seite zu kippen. Denn der Stress löst in unserem Gehirn eine Kampf- oder Fluchtreaktion aus. Du erinnerst Dich vielleicht an meinen Beitrag, in dem ich dieses Phänomen schon genauer beschrieben habe. Die Quintessens ist, dass der Körper durch Stress auf Wachheit getrimmt wird. Aus evolutionärer Sicht ist die Kampf- oder Fluchtreaktion notwendig, sonst hätten wir nicht überleben können.
Bei unseren Freunden im Tierreich das gut sehen. In einer Studie konnten Wissenschaftler nachweisen, dass die Enten, die sich nachts am Rande der Gruppe niederlassen, ein Auge offenhalten und nur mit einer Gehirnhälfte schlafen. Das lässt sich dadurch erklären, dass diese Enten Wache halten, weil sie wissen, dass die Gruppe während des Schlafens größerer Gefahr ausgesetzt ist.
Das hat Wissenschaftler dazu inspiriert, den „Erste-Nacht-Effekt“ beim Menschen zu untersuchen. Studien zeigen, dass bei Menschen, die die erste Nacht in einer neuen Umgebung verbringen, nur eine Gehirnhälfte tief schläft und die andere wachsam bleibt, bis sie sich an die neue Umgebung gewöhnt haben. Das könnte die Erklärung dafür sein, dass wir häufig in der ersten Nacht woanders nicht gut schlafen. Wir sind in mancher Hinsicht ähnlich wie Enten. Wenn wir das Gefühl haben, wir könnten in Gefahr sein, schlafen wir nicht so tief wie sonst.
Kleine Veränderungen können helfen
Dieser überlebensrettende, evolutionäre Mechanismus wirkt in unserer heutigen, stressigen Welt wie eine Überreaktion. Stress entsteht. Die Frage ist, wie wir aus diesem Teufelskreis ausbrechen können. Einen Ansatzpunkt sehen Schlafexperten darin, auf den Tagesablauf zu achten. Es tut gut, viel Zeit draußen zu verbringen. Halten wir uns im Freien auf, singt der Pegel des Stresshormons Cortisol in unserem Blut und wir fühlen uns wohler. Ebenso hilft ausreichend Bewegung. Und wer sich weniger gestresst fühlt, kann besser schlafen. Es gibt noch andere Mittel, mit denen wir beruhigende Rahmenbedingungen für unseren Schlaf schaffen können.
Bist Du kurz davor ins Bett zu gehen, nimm dir etwas Zeit, Dein Schlafzimmer in einen Hort des Friedens zu verwandeln. Es kann richtig Spaß machen, kleine Entspannungsrituale zu entwickeln. Wenn Du trotzdem keinen Schlaf findest, dann bleibe nicht einfach liegen und matere Dich mit Gedanken über Deine Unfähigkeit einzuschlafen. Das kann dazu führen, dass Du Dein Bett mit negativen Gefühlen belegst. Steh lieber auf, gehe in ein anderes Zimmer und lies bei gedämpftem Licht ein Buch oder hör Musik, bis Du Dich wieder schläfrig fühlst. Du kannst auch eine Atemübung machen. Damit signalisierst Du Deinem Körper und dem gesamten System: Entwarnung. Ich kann mich entspannen. Die Gefahr ist vorbei.
Fazit
Lampenfieber, negative Gefühle und Selbstzweifel sind die Stressauslöser schlechthin, die uns häufig schlaflose Nächte bereiten. Jetzt kennst Du zumindest die Hintergründe und kannst Dich etwas ausprobieren, damit Dein Schlaf wieder erholsamer wird und Dein Auftritt noch besser!
Deine
