Selbstakzeptanz gegen Lampenfieber

Ich behaupte mal ganz frech: Wenn Du auf diesen Artikel geklickt hast, ist es sehr wahrscheinlich, dass du nicht zu 100% mit Dir zufrieden bist, richtig? Wie viel oder wie wenig, sei mal dahingestellt, aber es scheint einen Anteil in Dir zu geben, der sich nicht ganz wohl fühlt, oder?

Was ist Selbstakzeptanz?

Es gibt viele verschiedene Synonyme für die Selbstakzeptanz:

  • Selbstwert
  • Selbstliebe
  • Selbstannahme
  • Selbstvertrauen
  • Selbstbewusst
  • Selbstfürsorge
  • ...

 

Alle haben eins gemeinsam: Das Wörtchen “selbst” und das dazu passende Verhalten. Selbstakzeptanz ist letztendlich ein Misch aus allen seinen Synonymen. Wir sollten uns selbst achten, uns mehr Vertrauen schenken und uns genügend lieben. Wir sollten unseren Wert kennen, denn wie sollen wir ihn sonst anderen vermitteln? Und wenn Du Dich selbst nicht wertschätzt, warum sollten es dann andere tun?

 

Selbstakzeptanz heißt, sich so anzunehmen wie man ist - wertfrei. So, wie es eben ist.

Was hat Fehlende Selbstakzeptanz mit Lampenfieber zu tun?

Während ich so vor mich hin schreibe stelle ich fest, dass alte Erinnerungen wach werden. Das Thema ist immerhin auch Teil von mir - und ja, ein wenig triggert es mich auch. Insbesondere während der Schulzeit und während meines künstlerischen Studiums war meine Selbstakzeptanz gefühlt gleich Null! Das hätte ich zu dem Zeitpunkt so nie zugegeben, doch jetzt, mit etwas Abstand, kann ich das erkennen. Deshalb möchte ich auch Klartext sprechen.

 

Mal ehrlich, warum sollen Dich das Publikum, die Kritiker oder die Kollegen gut finden, wenn Du es selbst nicht tust? Der eine regt sich über seine Technik auf, der nächste mag seine Stimme nicht und wieder ein anderer mag sein ganzes Erscheinungsbild auf der Bühne nicht. Und genau das strahlst Du dann auch aus. Vielleicht nicht bewusst, aber unbewusst signalisiert Du genau das Deiner Umwelt durch Dein nonverbale Kommunikation. 

 

Wenn Du Dich also als Künstler oder gar als Mensch nicht so magst, wie Du bist, suchst Du wahrscheinlich nach Anerkennung in Deiner Umwelt. Denn solange Du den anderen gefällst, ihnen alles Recht machst und dafür sorgst, dass Du wenig kritisiert wirst, glaubst Du, nur so anerkannt und gemocht zu werden, oder? Das ist für Dein Lampenfieber ein gefundenes Fressen. 

 

Ich habe das zu meiner Studienzeit lange so gemacht. Dadurch war ich wenig belastbar, sehr gestresst und glaubte auch noch, dass das müsse so sein. Wie schade! Die einzigen Ratschläge, die ich bekam, waren: “Du musst selbstbewusster werden.”, “Du bist doch hier die Solistin.”, “Du musst noch mehr üben, damit Du sicherer wirst.”. Kommt Dir das bekannt vor? Damals glaubte ich, dass das gute Ratschläge seien. Fakt ist, sie helfen kein Stück, sondern machen Dich eigentlich nur noch unsicherer. Jetzt lass’ uns aber mal auf die Praxis schauen.

Wie fühlt sich Selbstakzeptanz an?

Selbstakzeptanz hat vor allem ganz viel mit Loslassen zu tun. Es ist die Fähigkeit, ehrlich über sich selbst zu lachen und wertungsfrei im Hier und Jetzt zu sein. Selbstakzeptanz heißt zu akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind und es auch niemals sein werden. Für mich persönlich fühlt es sich an, als hätte ich den Kern meines Urvertrauens in mir wiederentdeckt und mich mit ihm verbunden. 

 

Wenn Du dich selbst akzeptierst wie Du bist, fühlt es sich an, als könne Dich nichts erschüttern. Du bist fest verankert und weißt “Egal, wie schlimm es auch wird und wie weh es tut, es geht wieder vorbei und ich schaffe das!”. Das heißt nicht, dass ich mich auf Probleme und Schwierigkeiten freue - oh nein! Aber wenn es schwierig wird, dann mache ich mich selbst nicht (dafür) fertig, sondern gehe bewusst mit der Situation um - so, wie sie eben ist.

 

Selbstakzeptanz macht Dich vor allem ruhig und gelassen. Und, wenn Du alles an Dir akzeptierst (Stärken, Schwächen, Vorlieben etc.), kannst Du für Dich auch bessere Entscheidungen treffen und nicht, weil Du glaubst, Du müsstest diese Entscheidung treffen. 

Finde Deine Ressourcen für mehr Selbstakzeptanz

Jetzt geht es in die Praxis. Lass uns Deine Selbstakzeptanz stärken und alles etwas in das rechte Licht rücken, damit Du wieder etwas freier Deiner Kunst nachgehen kannst. Also nimm Dir Papier und Stift, atme kurz durch und leg los.

 

Beantworte Dir die folgenden Fragen:

  • Was berichten Deine Eltern, wofür Du schon früh Talent hattest?
  • Angenommen, jemand macht eine Umfrage in Deiner Familie darüber, worin Du schon ganz früh selbstständig warst. Was würde man erzählt bekommen?
  • Wenn Du Deine Kindheit in ein Buch bringen würdest, welcher Titel würde Dir gefallen?
  • Wann hast Du Deine ersten Erfolge gefeiert?
  • Woran denkst Du gerne, voller Stolz und Vergnügen zurück?
  • Wie zeigen sich Deine Begabungen, Deine individuellen Interessen, Deine Talente heute?
  • Welche sind besonders herangereift?
  • Welche Wirkung entfaltest Du auf die Menschen um Dich herum?
  • Wie hast Du Dich selbst verändert?
  • Was traust Du Dir mit Blick auf Dein noch vor Dir liegendes Leben zu?
  • Über welches Deiner Talente und Fähigkeiten wird oft von anderen gesprochen?

Die Sichtweise ist entscheidend

Was ich Dir mit diesen Fragen zeigen möchte ist vor allem, dass Deine Sichtweise entscheidend ist. Richtest Du Deinen Fokus auf Deine Ressourcen und Deine Stärken, kannst Du erkennen, wie wundervoll Du eigentlich bist. Das, was Du vorher als Schwäche oder Fehler gesehen hast, ist zwar noch da, aber glaube mir, du siehst es mit anderen Augen und es verwandelt sich. Aus breiten Hüften wird dann pure Weiblichkeit. Aus dem, was fehlt, wird das, was noch möglich ist. Und der Fokus auf den Mangel weicht der Dankbarkeit über das, was Du hast.

 

Du bist einzigartig und gut, wie Du bist.

 

Deine