Über das "Toi Toi Toi" und Rituale

Wer sein Leben hauptsächlich auf der Bühne verbringt, kommt an einem „Toi Toi Toi“ nicht vorbei. Ja, wir alle wissen, es soll Glück bringen, aber was steckt eigentlich hinter der Zauberformel, auf die man nicht antworten sollte?

Der Ursprung

Ursprünglich hat man früher drei Mal gespuckt, um böse Geister und Unglück zu vertreiben. Im Mittelalter glaubte man nämlich, dass gute Wünsche den Neid böser Geister wecken. Das waren aber noch andere Zeiten. Ab dem 18. Jahrhundert wurde dies zunehmend als unangenehm empfunden. Gleichzeitig war es auch recht umständlich, drei Mal hintereinander auszuspucken. So entstand im Laufe der Zeit das „Toi toi toi“.

Hintergrund

Das „Toi Toi Toi“ in dreifacher Ausführung enthält unterschwellig das „Aller guten Dinge sind drei“ Motto. So möge es auch wirklich gelingen. Manche Sprachforscher deuten das „Toi, Toi, toi“ als "Teu, teu, teu“, einen Anruf an den Teufel. Der soll sich dadurch gewürdigt fühlen, damit dem Glück der Person nichts mehr im Wege steht. Ähnliche bzw. verwandte Redewendungen sind: Dreimal auf Holz klopfen (ein mögliches Unglück von sich fernhalten) oder Hals und Beinbruch (gutes Gelingen).

Das Holzklopfen

Das dreimalige „Klopf auf Holz“ wird auf die Legende um die heilige Helena zurückgeführt. Um 300 n. Chr. Fuhr sie nach der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion ins Heilige Land. Dort fand sie - neben "dem Grab des Herrn" - den Querbalken seines Kreuzes und nahm ihn als Reliquie nach Konstantinopel mit. Angeblich hat sie es durch Klopfen auf das in großer Menge herumliegende Holz gefunden.

Hals und Beinbruch

Die Redewendung stammt ursprünglich von einem hebräischen Ausdruck ab. Dort heißt es "hazlacha uwracha", um sich viel Glück zu wünschen. Die jiddische Form heißt: hatslokhe un brokhe. Übersetzt bedeutet das in etwa "Glück und Segen". Wie es aussieht, haben die Deutschen diesen Ausdruck einfach falsch verstanden, weshalb das „Hals und Beinbruch“ entstanden ist. Eine andere Erklärung könnte sein, dass die Schicksalsmächte gute Wünsche mit Vorliebe ins Gegenteil verkehren. Kurzerhand wird die eigene Wunschäußerung umgekehrt, um so das Schicksal auszutricksen.

Merde!

Ja, die Franzosen sind besonders stilvoll. Sie wünschen sich „Merde!“, „Grosse Merde!“ oder „Merde! Merde! Merde!“. Mal ehrlich, wieso um Himmels Willen sollte man sich so viel Sch…ße wünschen? Ganz einfach: im 19. Jahrhundert, wo es lange noch keine Autos gab, kam das Publikum mit Kutschen zum Theater. Und viele Pferdeäpfel vor dem Theater bedeuteten, dass es viel zahlendes Publikum gibt.

Die Wichtigkeit der Rituale

Nicht nur für Kinder in der Erziehung sind Rituale essenziell. Auch für uns allein im Alltag oder eben im Berufsleben haben sie für den Menschen eine große Bedeutung. Sie geben uns Struktur, Halt, Sicherheit und sie können auch Gemeinschaft stiften. Die amerikanische Ritualforscherin Barbara Fiese sagt bspw. „This is who we are. This is right. This is what we look forward to and who we will continue to be across generations.“ Sinngemäß ist gemeint „Das sind wir. Das ist richtig. Und so wird es bleiben.“ Rituale geben damit – wie ich finde - eine Antwort auf eine der ältesten aller Menschheitsfragen: Wer bin ich?

 

Doch Rituale können noch mehr. Sie lindern gedanklichen Schmerz und potenzieren Gefühle wie Freude und Glück. Die amerikanische Psychologin und Verhaltensökonomin Kathleen Vohs glaubt, dass Rituale das emotionale Engagement steigern. Ein Erlebnis wirkt durch sie intensiver. Selbst kleine Rituale seien deshalb häufig enorm wirksam. Sie könnten die Menschen dazu verleiten, die Zeit umso mehr zu genießen.

 

Also: Wenn Du das nächste Mal vor einem Auftritt stehst, genieße Deine Rituale umso mehr.

 

Ich wünsche dir viel Erfolg und Toi Toi Toi!