In einem meiner Artikel habe ich bereits über die Zusammenhänge von negativen Glaubenssätzen bei Lampenfieber gesprochen. Mit diesem detaillierten 3-Schritte-Plan möchte Dir helfen, Deine negativen Glaubenssätze hinter Deinem Lampenfieber aufzulösen.
Schritt 1: Negative GLaubenssätze identifizieren
Um einen Glaubenssatz auflösen zu können, müssen wir ihn zuerst erkennen. Da Glaubenssätze meist ganz tief in unserem Unterbewusstsein verankert sind, wo sie sich regelrecht verstecken, müssen wir sie etwas kitzeln, damit sie sich zeigen. Schritt 1 besteht daher aus drei Unterschritten.
- Nimm Dir Papier und Stift. Schreibe Deine Ängste und Gefühle nieder und vervollständige die Sätze mit einem „weil“ oder einem „dann“. Das könnte in etwa so aussehen:
- Ich habe Angst auf die Bühne zu gehen, weil ich etwas falsch machen könnte.
- Ich habe Angst vor meinen Kollegen zu sprechen, weil sie mich vielleicht auslachen.
- Ich habe Angst davor zu versagen, weil ich alles richtig machen will.
- Ich bin nervös, weil ich keinen Fehler machen möchte.
- Wenn ich nervös bin, dann habe ich keine Kontrolle und die Situation entgleitet mir.
- Wenn ich das verhaue, dann bin ich ein(e) Versager(in).
- Wenn ich einen Fehler mache, dann bin ich schlecht.
- Wenn irgendetwas schief geht, dann kann ich das nie wieder gut machen.
Gut gemacht. Hinter diese Satzenden setzt Du nun wieder ein „weil“ oder ein „dann“ und zwar so lange, bis Du glaubst, nichts mehr dahinter schreiben zu können. Beispiel: Ich habe Angst auf die Bühne zu gehen, weil ich etwas falsch machen könnte, weil dann bin ich nicht perfekt, dann habe ich den Applaus nicht verdient, weil ich es nicht wert bin. Oder: Wenn ich einen Fehler mache, dann bin ich schlecht, weil ich Fehler mache, weil ich Fehler habe, denn ich bin nicht perfekt. Du merkst, die eigentliche Kernaussage des Glaubenssatzes befindet sich ganz am Ende der Aussage. DAS ist der eigentliche Glaubenssatz, um den es geht.
- Du hast idealerweise mehrere Sätze auf deinem Papier stehen. Fokussiere Dich jetzt auf den Kern der Sätze, auf das, was am Ende steht und schreibe es wieder auf. Im obenstehenden Fall wäre
das „Ich bin wertlos (Ich bin es nicht wert)“ und „Ich muss perfekt sein (…, denn ich bin nicht perfekt.)“. Das sind unsere Kernsätze.
- Jetzt wird gekitzelt. Du musst wissen, wenn unsere Glaubenssätze angesprochen (gekitzelt) werden, dann zeigen sie sich in Form von Gefühlen und Körperwahrnehmungen. Sie können nicht anders. Lese Deine Kernsätze nacheinander laut vor und gehe in Kontakt mit deinem Körper und deinen Gefühlen. Welcher Satz macht etwas mit Dir? Macht Dich einer traurig? Kribbelt es plötzlich irgendwo? Überprüfe Dich mit der Liste immer wieder und lass dir Zeit dabei. Mach zur Not zwischendurch eine kleine Pause. Streiche so viele Sätze, bis Du am Ende max. zwei Sätze übrig hast. Das sind Deine Glaubenssätze hinter Deinem Lampenfieber.
Schritt 2: Glaubenssätze ersetzen
Einen der schwersten Schritte hast Du schon geschafft und Deine Glaubenssätze enttarnt. Sehr schön! Nun gilt es diese mit einem positiven Glaubenssatz zu ersetzen. Dazu formulierst Du sie positiv um. Wichtig dabei ist, dass Du positive Formulierungen findest, die weder das Wort „nicht“ noch das Wort „kein“ enthalten.
Für die obigen Beispiele könnte das sein: Ich bin wertvoll. Ich bin es wert, geliebt zu werden. Mein Wert ist unumstritten. Oder: Ich darf Fehler haben. Ich darf Fehler machen. Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin perfekt, WEIL ich Fehler habe.
Fällt Dir das schwer bzw. fühlen sich die positiven Formulierungen falsch oder unnatürlich an, dann tastest Du dich am besten langsam vor, indem Du an den Anfang des Satzes „Ich erlaube (es) mir“ schreibst: Ich erlaube mir, wertvoll zu sein. Ich erlaube mir, meinen Wert anzuerkennen. Oder: Ich erlaube mir, Fehler zu haben. Ich erlaube mir, Fehler zu machen. Ich erlaube mir, mich gut zu finden, wie ich bin.
Schritt 3: Neue Glaubenssätze festigen
Im letzten Schritt geht es darum, Deine neuen, positiven Glaubenssätze zu festigen und im Unterbewusstsein zu verankern. Das funktioniert ausschließlich über Wiederholungen. Fahrradfahren ist ein wunderbares Beispiel. Der Spruch „Das ist wie Fahrradfahren“ hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Wir haben es immer wieder geübt und geübt und geübt, bis wir es können. Und selbst wenn wir über viele Jahre nicht gefahren sind, können wir es auf Anhieb noch immer. Warum? Weil es von unserem Bewusstsein durch viel Übung und Wiederholung in das Unterbewusstsein gelangt ist. Und ja, das funktioniert auch mit Glaubenssätzen.
Sprich Deinen neuen Glaubenssatz immer wieder aus, schreibe ihn auf einen Zettel und hänge ihn in jedem Zimmer auf, singe ihn, tanze ihn, male ihn, schreibe ihn, wie eine Vokabel, immer und immer wieder nieder – FÜHLE ihn. Wichtig ist, dass Du ihn nicht erst dann übst, wenn Du mitten im Lampenfieber steckst. Übe ihn vor allem wenn es Dir gut geht, denn dann kannst Du Deinen neuen Glaubenssatz mit einem positiven Gefühl verknüpfen und DAS macht ihn noch stärker.
Hilfsmittel
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Papier und Stift: Du bist der Schreibtyp? Dann könnte ein liebevoll dekoriertes Notizheft oder ein schöner Block mit einem leicht schreibenden
Stift perfekt für Dich sein. Und während Du Deinen neuen Glaubenssatz immer wieder niederschreibst, bleibe bei Dir. Es sollte sich in etwa wie eine kleine Meditation anfühlen.
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Musik: Gibt es vielleicht einen Song oder ein Stück, welches Deinen neuen Glaubenssatz spiegelt? Etwas, dass Dich beim Fühlen Deines neuen
Glaubenssatzes so gut unterstützt, dass Du es in jeder Faser Deines Körpers spürst? Dann höre es immer wieder. Lasse Kopfkino zu, tanze dazu oder mache währenddessen Deine
„Vokabelübungen“.
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Farbe: Hast Du einen guten Zugang zu Farben? Dann schreibe erst Deinen neuen Glaubenssatz nieder und male ihn anschließend. Wichtig ist, dass
Du ein Gefühlsbild malst und Deine Hände einfach machen lässt. Gefühlsbilder sind etwas Spontanes. Ich empfehle Jackson Kreide, da sie vielfältig einsetzbar ist. Male so lange, bis Dein
Gefühl Dir sagt, dass das Bild fertig ist. Ich empfehle DIN A3, mind. aber DIN A4.
- Symbole: Mache Deinen neuen Glaubenssatz zu einem Symbol. Das kann bspw. etwas sein, dass Du schon in deiner Wohnung hast (ein bestimmter Gegenstand, ein Kuscheltier o.Ä.). Ideal sind Gegenstände, die Du viel bei Dir hast, benutzt oder an Deinem Körper trägst. Und jedes Mal, wenn Du Dein Symbol ansiehst oder benutzt, erinnerst Du dich automatisch an Deinen neuen Glaubenssatz.
Zusammenfassung und weitere Hilfe
Hier nochmal die Kurzfassung der 3 Schritte, die Dir dabei helfen, Deine Glaubenssätze hinterm Lampenfieber aufzulösen:
- Negative Glaubenssätze identifizieren
- Negative Glaubenssätze durch positive umformulieren und ersetzen
- Neue Glaubenssätze im Unterbewusstsein verankern
Da die meisten Glaubenssätze sehr tief in unserem Unterbewusstsein verwurzelt sind, braucht es Zeit, Beharrlichkeit und viel Liebe, um sie aufzulösen. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich von etwaigem Druck frei machst und stets aus Liebe zu dir selbst handelst. Das verleiht der Prozedur eine positive Energie, statt einem „Ich will das unbedingt!“ oder „Das muss funktionieren!“.
Merke: Druck erzeugt Gegendruck.
Vielleicht fragst Du Dich irgendwann: Ist der Glaubenssatz jetzt weg? Woher weiß ich denn, ob er weg ist? Der eine Indikator dafür ist, dass Du Dir den Satz laut vorliest und er nichts mehr in Dir auslöst. Horch sehr genau hin…
Der zweite Indikator ist, dass Du Deine Bühne wieder mehr genießen kannst. Möglicherweise schläfst du besser, die Stärke Deiner Symptome hat nachgelassen oder Du freust Dich regelrecht auf Deine Präsentation bzw. Darbietung. Dann hast Du es definitiv geschafft!
Doch was, wenn der Glaubenssatz wieder kommt? Sei unbesorgt, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und manche Glaubenssätze sind einfach furchtbar hartnäckig und wirklich sehr tief in uns verwurzelt. Sei beharrlich, übe immer und immer wieder Deinen neuen Glaubenssatz ein und befolge die drei Schritte. Frage Dich: Glaube ich wirklich daran, meinen negativen Glaubenssatz auflösen zu können? Beantwortest Du die Frage mit einem (heimlichen?) „Nein“, liegt hier das Problem. Dann musst Du erst diesen Glaubenssatz auflösen, um alle weiteren bearbeiten zu können.
Du hast Fragen oder Schwierigkeiten? Dann melde Dich einfach bei mir.
Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Ich glaube an Dich!