Lampenfieber als Chance oder die Polarität des Lampenfiebers

Es ist nicht immer alles schlecht. Wir Menschen neigen dazu die Dinge absolut zu sehen, indem wir die Wörter "immer" oder "ständig" verwenden. Dabei hat die Medaille - wie es so schön heißt - zwei Seiten. Statt zu sagen, es sei immer alles schlecht, sage ich lieber "Alles hat immer zwei Seiten." und damit gibt es auch immer etwas Gutes im Schlechten.

Was heißt Polarität?

„Alles ist zweifach, alles hat zwei Pole, alles hat sein Paar an Gegensätzlichkeiten; gleich und ungleich ist dasselbe; Gegensätze sind identisch in der Natur, nur verschieden im Grad; Extreme berühren sich; alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten; alle Widersprüche können miteinander in Einklang gebracht werden.” – Kybalion

 

Das vierte Gesetz in der Hermetik besagt, dass alles – einfach alles – aus zwei Seiten besteht, die nicht ohneeinander existieren können. Zusammen ergeben sie ein Ganzes. Das beste Beispiel zur Veranschaulichung sind Hitze und Kälte. Hitze und Kälte sind Pole derselben Sache: Temperatur. Wir wissen, was Hitze ist, weil wir ihren Gegensatz Kälte kennen. Umgekehrt wissen wir was Kälte ist, weil wir ihren Gegensatz Hitze kennen. Das Gleiche gilt für Licht und Schatten oder Gut und Böse.

Das Gute am Lampenfieber

Kurzum: In allem „Guten“ gibt es „Schlechtes“ und in allem „Schlechten“ gibt es „Gutes“. Wobei „Gut“ und „Schlecht“ keine Allgemeingültigkeit haben rein subjektiv sind. Das Schlechte im Lampenfieber zu finden ist leicht. Doch wenn Du scharf nachdenkst, dann findest Du im Lampenfieber auch etwas Gutes: es kann beispielsweise helfen unseren Körper besser kennenzulernen und achtsamer zu sein. Wie ein Detektiv könntest Du alle körperlichen Gefühle genau erkunden - jedes Mal, wenn das Lampenfieber auftritt. Ist es immer gleich? Welche Ausnahmen gibt es? 

 

Eine weitere Möglichkeit wäre das Lampenfieber als Lösungsversuch zu sehen. Dazu benötigst Du noch einen anderen Blickwinkel. Probleme tauchen nicht einfach so auf. Die Frage, die Du dir stellen solltest, lautet: wobei hilft es? Die Antwort könnte beispielsweise sein: Es hilft mir, mich zu spüren. Es hilft mir, besonders wach zu sein. Es zeigt mir, wie wichtig mir etwas ist. Oder aber wes hilft dabei, sich nicht zu spüren. Das sind nur wenige von vielen, unterschiedlichen Möglichkeiten.

Höre deinem Lampenfieber zu

Um Dein Lampenfieber als Chance sehen zu können, sollte Dein erster Schritt daraus bestehen es anzunehmen. Erst wenn Du Dein Lampenfieber wertfrei annehmen kannst, bist Du in der Lage, ihm „zuzuhören“. Wie Du Deinem Lampenfieber zuhörst, kannst Du frei gestalten. Ein paar Ideen: 

 

  • Nimm einen Gegenstand aus deiner Wohnung, der als Symbol für das Lampenfieber dient und trete mit ihm in Kontakt. Frage ihn laut oder in Gedanken, warum er da ist und was er von dir möchte. Du kannst ihn mit Dir herumtragen oder ihm einen bestimmten Platz in Deiner Wohnung geben. Und immer, wenn Dir danach ist, trittst du mit ihm in Kontakt.

  • Wenn Du gerne malst, schreibe die Worte „Mein Lampenfieber“ auf die Rückseite eines Blattes Papier (A4 oder A3), visualisiere Dein Gefühl und male es. Wenn Du damit fertig bist, betrachte Dein Werk aus allen möglichen Perspektiven und schau, was es Dir sagt. Was drückt es aus? Woran erinnert es Dich vielleicht? An eine Situation oder an ein anderes Gefühl? Hänge es auf oder gib ihm einen schönen Platz, wo Du es Dir immer wieder ansehen kannst. Vielleicht verändert es sich auch irgendwann und Du malst ein neues Bild?

  • Meditation ist ebenfalls ein sehr gutes Mittel, um mit sich in Kontakt zu treten. Es gibt zahlreiche, kostenlose, geführte Meditationen zum Thema Lampenfieber, die du ausprobieren kannst. Bist Du etwas geübter im Meditieren, kannst du auch eine visualisierte Meditation zu diesem Thema machen und Dein Lampenfieber während der Meditation fragen, warum es da ist und was es von Dir möchte.

  • Ebenfalls ein effektiver Weg ist das Schreiben. Nimm dir einen Block oder ein schönes Buch und einen Stift, mit dem Du etwas länger schreiben kannst. Wenn Du Dein Lampenfieber körperlich spüren kannst, könntest Du damit beginnen, deine körperlichen Empfindungen niederzuschreiben. Spürst Du Dein Lampenfieber im Moment nicht, dann denke daran und schreibe jeden noch so kleinen Gedanken dazu auf. Auch „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll“ oder „Irgendwie fühlt sich das komisch an.“ Wichtig ist nur, absolut JEDEN Gedanken aufzuschreiben. Du wirst überrascht sein, wie viele Gedanken kommen und wie sehr man hin und wieder von Hölzchen auf Stöckchen kommt.
    Du kannst auch als Brief an Dein Lampenfieber starten und dann zu Deinen Gedanken wechseln.

Dein Lampenfieber meint es gut mit dir

Zugegeben, hin und wieder fällt es mir auch schwer negativ empfundene Gefühle als Kommunikation zu nutzen oder sie als hilfreich anzusehen. Ich gelange dennoch immer wieder dorthin. Gefühlen ihre Daseinsberechtigung zu entziehen, macht sie am Ende nur noch lauter, bis sie so dröhnend sind, dass sie uns gänzlich behindern oder blockieren. 

 

Ganz gleich, für welche der oberen Variante Du dich entscheidest (Du kannst auch mischen), jedes Gefühl – auch das Lampenfieber – meint es gut mit uns. Es ist für uns da, weil es uns etwas sagen will. Schaffst Du es, das Lampenfieber – oder jedes andere als negativ empfundene Gefühl – als Chance oder Lösungsweg zu betrachten, wechselst Du die Perspektive und bist automatisch in der Lage, neue Wege zu gehen und andere Lösungen zu finden, die Du bisher vielleicht ausprobiert hast.

 

Was ist das Gute an Deinem Lampenfieber?