Lampenfieber, was ist das eigentlich?

Was ist eigentlich Lampenfieber?

Der Begriff „Lampenfieber“ leitet sich aus dem französischen „Fièvre de rampe“ ab, was so viel heißt wie „Fieber an der Rampe“. Er geht zurück auf die Theaterschauspieler, die unter der Hitze der Scheinwerfer anfingen zu schwitzen und erröteten. Positiv formuliert ist es eine Art Aufregung vor dem Auftritt. Sie ist der kleine aber wichtige Nervositätskick, der uns vor dem „großen“ Ereignis wach und fokussiert macht. Negativ formuliert ist Lampenfieber gleichzeitig der pure Stress für Körper und Geist. Dann haben wir Angst vor dem Auftritt oder der Präsentation, sind von negativen Gedanken geplagt und stehen uns plötzlich selbst im Weg. Du siehst also: Lampenfieber ist nicht gleich Lampenfieber. Außer wenn es um die körperlichen Reaktionen geht, denn die haben alle eins gemeinsam: Adrenalin!

Was macht der Körper während des Lampenfiebers?

Da wir uns grundlegend in einer Stresssituation befinden und das Gehirn glaubt, wir seien in Gefahr, reagiert der Körper mit der klassischen Kampf-oder-Flucht Reaktion. Dazu schüttet er ordentlich Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Denn um zu kämpfen oder zu flüchten, muss der Körper von jetzt auf gleich parat sein, die Muskelgruppen durchblutet und der Herzschlag beschleunigt werden. In diesem Fall kämpfen oder fliehen wir aber gar nicht. Wir stehen auf unserer Bühne mit viel zu viel Energiereserven und zu viel Adrenalin, was ad hoc gar nicht abgearbeitet werden kann.

In welchen Situationen kommt Lampenfieber besonders häufig vor?

Lampenfieber kann in unterschiedlichster Variation und theoretisch in allen Auftritts-, Präsentations- und Prüfungssituationen vorkommen. Dazu zählen auch Dates oder Vorstellungsgespräche. Eben alles, bei dem wir uns auf dem Präsentierteller fühlen.

Woher weiß jemand, dass er Lampenfieber hat?

Muss jemand erst fragen, ob er Lampenfieber hat, hat er entweder keins oder derjenige leidet einfach nicht darunter, sodass wir eine positive Form von Lampenfieber annehmen können. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jeder anders reagiert. Es gibt verschiedene sichtbare sowie unsichtbare Symptome, die in unterschiedlicher Anzahl, Kombination und Intensität auftreten. Vor allem die unsichtbaren Symptome sind die, die für den Vortragenden häufig umso spürbarer und schlimmer sind. Von außen sichtbare Symptome können sein: Zittern, Schwitzen, Erröten, körperliche Anspannung oder fehlender Blickkontakt. Unsichtbare Symptome können sein: Herzrasen, Übelkeit, Kloß im Hals, Tinnitus, Schwindel, Schlafstörungen oder Konzentrationsmangel bzw. Vergesslichkeit. 

Gibt es verschiedene Stufen von Lampenfieber?

Nicht offiziell, aber Unterschiede sind feststellbar. Ich unterscheide gerne zwischen förderlichem und hinderlichem Lampenfieber. Zur Veranschaulichung nehmen wir eine Skala von 0 (= Null aufgeregt) bis 10 (= Panisch).

Förderlich ist es dann, wenn wir eine leichte Aufregung verspüren, die uns wach werden lässt. Der Idealfall ist, wenn wir dabei sogar richtig Vorfreude spüren. Auf der Skala könnte das in etwa von 1 bis 4 sein. Dem gegenüberliegend ist das hinderliche Lampenfieber. Die subjektive Wahrnehmung geht dann über das Unwohlsein hinaus und kann in regelrechter Angst münden, die nicht selten von Blackouts begleitet wird. Auf der Skala vielleicht 7 bis 10. Zwischen diesen beiden Extremen liegt die mittlere Stressreaktion, die sich wahrscheinlich gefühlt von 5 bis 6 bewegt. 

Wichtig ist, dass die Übergänge fließend und die beschriebenen Gefühlsreaktionen subjektiv sind. 

Was ist der Lampemnfieber Worst Case?

Im ungünstigsten Fall erleidet die Person derart heftige psychische und / oder körperliche Symptome, dass keine brauchbare Leistung mehr erbracht werden kann. Musiker treffen die Töne nicht mehr, Vortragende beginnen zu stottern oder die Person erstarrt völlig in ihrem Blackout und bekommt nichts mehr mit. Das ist häufig auch ein Wendepunkt, an dem Betroffene Vermeidungsverhalten entwickeln.

Gibt es Menschen, die eine Tendenz zum Lampenfieber haben?

Die gibt es in der Tat. Ein gutes Beispiel sind Menschen, die gelernt haben, sie seien nur dann liebenswürdig, wenn sie gute bzw. befriedigende Leistung erbringen. Damit ist jede Leistungssituation automatisch mit der Angst zu versagen verbunden. Druck und Angst befeuern sich gegenseitig, sodass schnell ein Teufelskreis entstehen kann.

Sehr oft stelle ich außerdem fest, je geringer das Selbstwertgefühl einer Person ist, desto extremer ist vermutlich deren Lampenfieber. Das Gleiche gilt für den Drang nach Perfektion, ungeachtet dessen, aus welchem Grund jemand unbedingt perfekt sein will.

 

Dank der Wissenschaft wissen wir mittlerweile, dass es sogar eine genetische Disposition zur Unsicherheit gibt. Was aus der Unsicherheit wird entscheidet aber nicht unsere Genetik, sondern das erzieherische Umfeld. Was wir lernen hat einen weitaus größeren Effekt auf uns als das, was uns in die Wiege gelegt wurde.